WReptilica
  Vogelspinnen
 
Vogelspinnen besitzen 8 Beine, zwei Taster (Pedipalpen) und ihr Körper ist in Vorderleib (Cephalothorax) und Hinterleib (Abdomen) unterteilt. An dem Vorderleib sind die Kieferklauen (Chelizeren) zum Beißen und Lähmen der Beute und der Augenhügel mit 8 kleinen Augen. Mit diesen Augen kann die Vogelspinne jedoch gerade einmal hell und dunkel unterscheiden. Am Hinterleib befinden sich bei allen Arten die 4 Spinnwarzen und bei vielen amerikanischen bodenbewohnenden Arten sind auf der Abdomenrückseite noch Brennhaare.
Diese Brennhaare können mit dem hintersten Beinpaar abgestriffen und einem Feind zur Abwehr entgegengeschleudert werden. Sie haben bei Hautkontakt Juckreiz bis hin zu Schwellungen und Atembeschwerden zur Folge.
Viele Vogelspinnen verteidigen sich auch durch einen Giftbiss. Sie stellen sich dazu bei Gefahr auf ihre hinteren beiden Beinpaare und strecken die vorderen vier Beine in die Luft. Mit abgespreizten Kieferklauen versuchen sie zunächst den Feind abzuschrecken. Wird die Vogelspinne jedoch weiter bedroht, dann springt die Spinne ihren Gegenüber an und beißt sehr schmerzhaft zu. Ein Biss einer Aphonopelma seemani z.B. ist sehr schmerzhaft und kann eine Blutvergiftung und Schwindelgefühle mit sich bringen.
A. seemani ist eine sehr aggressive Spinne, die selten außerhalb ihrer selbstgegrabenen Wohnröhre zu sehen ist und deshalb nur für einen erfahrenen Spinnenhalter zu empfehlen ist. Als Gegensatz dazu ist Brachypelma smithi zu erwähnen, die eine sehr friedliche und ruhige Vogelspinne ist und sich nur sehr selten mit Bombardieren (dem Abstreifen der Brennhaare) verteidigt. Sie ist oft außerhalb ihrer Wohnhöhle zu sehen und so eine ideale "Anfängerspinne". Gefüttert werden diese Spinnen alle, von der Größe der Spinne abhängig, mit Grillen, Heuschrecken, Schaben, nackten Babymäusen bis hin zu ausgewachsenen Mäusen, Kröten und nackten Babyratten. Kleinere Artgenossen werden natürlich auch gerne gefressen. Das ist auch ein guter Aspekt in der Zucht von Vogelspinnen.
Brachypelma smithi hat z.B. in einem Kokon bis zu 1200 Eier. Und bei guter Haltung schlüpfen auch mindestens 1000 kleine Spinnen aus einem Kokon. Will man diese dann großziehen setzt man am Besten je 15-20 Tiere in eine Kunststoffbox von etwa 10 x 10 x 5 cm. In dieser Box muss unbedingt eine Schicht aus ungedüngter, immer feuchter Terrarienerde als Bodengrund sein. Im Regelfall werden dann nach und nach die kleineren Spinnen von den größeren aufgefressen und so bleibt eine große, gut genährte Jungvogelspinne übrig, die dann wiederum mit Mikroheimchen (etwa 2-3mm kleine Grillen) großgezogen werden muss. Wenn diese Jungspinne dann eine Körperlänge von etwa 3 cm erreicht hat, ist es Zeit sie aus der Kunststoffbox in ein Glasterrarium umzusetzen.
Dieses Terrarium sollte bei bodenbewohnenden Vogelspinnen die Maße 25 x 25 x 25 cm nicht unterschreiten. Bei baumbewohnenden Vogelspinnen sind die Mindestmaße von 20 x 20 x 30 cm angebracht. Doch natürlich sollte einer Vogelspinne so viel Platz wie möglich zur Verfügung gestellt werden. In einem größeren Terrarium kann man das Mikroklima auch leichter aufrecht erhalten.
Zum Mikroklima zählt die Temperatur und die Feuchtigkeit. Zu kleine Terrarien überhitzen schnell und die Luftfeuchtigkeit kann zu hoch sein. Bei hohen Temperaturen besteht die Gefahr, das die Spinne austrocknet und daran zu Grunde geht. Ist eine zu hohe Luftfeuchtigkeit, können sich Pilze und Milben und andere Schädlinge schneller vermehren und dadurch besteht die Gefahr einer Erkrankung an einem Pilz oder von Milbenbefall.
Die meisten Vogelspinnen sind mit Temperaturen von 24° - 28° C und relativen Luftfeuchtigkeiten von 45% - 85% "glücklich". Doch diese Werte sind so artspezifisch, dass man keinen Wert, noch Temperatur oder Größe des Terrariums, verallgemeinern darf. Bei der Haltung einer Vogelspinne muss man sich immer genau über diese Spinne informieren und die Haltungsbedingungen so gut wie möglich erfüllen. Wenn man sich an die Werte für seine Spinne hält, kann man auch beim Verpaaren auf gute Zuchterfolge hoffen. Verpaaren sollte man Spinnenweibchen nach einer großzügigen Fütterung, wie z.B. mit einer Maus.
Zur Paarung wird in das Terrarium des Weibchens das Männchen gesetzt. Das Weibchen merkt sofort, das sich ein Männchen im Terrarium befindet. Sobald auch das Männchen das Weibchen bemerkt hat, fängt es an leicht mit dem Körper hin und her zu Wackeln und zusätzlich mit den Vorderbeinen auf den Boden zu "trommeln". Wenn das Weibchen paarungsbereit ist, stimmt es auf das Wackeln mit ein und lässt das Männchen sich nähern.
In dem Moment, wo das Männchen das erste mal das Weibchen berührt, geht ein Zucken durch das Weibchen und das Männchen "betrommelt" diesmal das Weibchen. Dann versucht das Männchen mit Hilfe spezieller Haken an den vorderen Beinen das Weibchen hochzustämmen. Ist das Weibchen hoch genug (fast senkrecht stehend) führt das Männchen seine beiden Begattungsorgane (die Bulben), die sich an der Spitze der Taster befinden, nach leichtem "betrommeln" der Vorderleibunterseite, in die beiden Geschlechtsöffnungen an der Abdomenunterseite des Weibchens. Ist die Begattung vollständig durchgeführt flüchtet das Männchen sofort, um nicht als Futter zu Enden.
Etwa vier bis acht Wochen nach erfolgreicher Paarung baut das Weibchen einen Kokon mit den Eiern, eingebettet in Spinnfäden. Diesen trägt sie dann bis zum Schlüpfen der Jungspinnen (Spiderlinge) zwischen ihren Kieferklauen. Sofort nach dem Schlüpfen sind die Jungspinnen auf sich selbst gestellt. Jetzt sind wieder die Geduld und die Geschicklichkeit des Züchters gefragt. Jede einzelne Jungspinne muss aus dem Terrarium der Mutterspinne herausgefangen und in ein Aufzuchtgefäß überführt werden. In der ersten Zeit nach dem Schlüpfen wachsen Jungvogelspinnen sehr schnell.
Um zu wachsen müssen sich alle Vogelspinnen häuten. Sie bilden eine neue, noch weiche "Haut" unter der alten und bilden dann innerhalb etwa einer Woche eine Häutungsflüssigkeit zwischen beiden "Häuten". Beim Häuten selbst legt sich die Vogelspinne auf den Rücken. In dieser Position pumpt die Spinne fast all ihr Blut in den Vorderleib, der daraufhin an einer Sollbruchstelle auf der Rückseite aufplatzt. Langsam, mit windenden Bewegungen, rutscht die sich häutende Spinne aus der alten Haut heraus und liegt dann noch eine Weile regungslos auf dem Rücken. Nachdem dann die neue Haut getrocknet ist, bewegt sie ihre Beine um die Gelenke wieder zu entsteifen.
In der Zeit der Häutung reagiert die Vogelspinne höchst empfindlich auf Störungen. Durch eine Störung könnte die Spinne aufgeschreckt werden, wegrennen und bei diesem Versuch sich die noch weichen Beine abknicken und dadurch verbluten.
Wie oben schon erwähnt häuten sich Jungspinnen sehr oft. Am Anfang noch alle 2-5 Tage, später etwa alle 2-3 Wochen. Im Alter von etwa 2 Jahren häuten sie sich nur noch alle halbe Jahre. Nach ungefähr 4 Jahren sind männliche Vogelspinnen normalerweise ausgewachsen. Häuten werden sie sich dann im Gegensatz zu den weiblichen Artgenossen nicht mehr. Weibliche Spinnen wachsen bis an ihr Lebensende, welches bei einigen amerikanischen Bodenbewohnern erst nach 25 Jahren eintreten kann. Das ist deutlich länger als manch ein Hund. Spinnen sind einfach faszinierende und anspruchsvolle Pfleglinge die es wirklich verdient haben, sich mit ihnen zu beschäftigen und sie zu schützen.
 
   
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden